Blindenfußball im Millerntor

Rasmus erzielt den Anschlusstreffer zum 1:2

Es ist brütend heiß am 18. Juni, die Rasensprenger laufen im Millerntorstadion. Zwei Teams warten im schattigen Spielertunnel darauf, auf den heiligen Rasen laufen zu dürfen.

Jedes Jahr nach Saison Ende wird der Millerntor Rasen ausgewechselt. In diesem Jahr sogar auch die Tragschicht, was umfänglichere Arbeiten als sonst üblich, nach sich zieht. Das bedeutet, dass nur an einem einzigen Wochenende Zeit blieb um Fußballer:innen außerhalb des Profifußballs das Erlebnis auf dem heiligen Millerntor Rasen zu ermöglichen.  

Die Blindenfußballerinnen wurden vom FC St. Pauli Stadion- und Liegenschaftsmanager Jürgen Schütte gefragt, ob sie sich über ein Spiel auf dem heiligen Rasen freuen würden.

Trainer Wolf Schmidt war skeptisch, weil Blindenfußball üblicherweise Seitenbanden braucht und ein reguläres Blindenfußball Spielfeld Feld mit den Maßen 40mx20m fast 9 mal zu groß ist, um regulären Blindenfußball im Modus 4 gegen 4 darauf spielen zu können.

Das Blindenfußball Team war von der Aussicht im Stadion auflaufen zu dürfen allerdings sofort begeistert.

Das „reguläre“ Fußballformat ausprobieren zu können, quasi auf einem riesigen Spielfeld kicken zu können, elektrisierte das Team.

Ein paar Anpassungen wurden nötig.

Die Seitenbanden wurden durch so genannte Bandenläufer ersetzt, und die Teams wurden vergrößert.  

Spieler:innen der inklusiven Basis Trainingsgruppe spielten mit den Blindenfußball Bundesliga Spieler:innen gemeinsam in gemischten Teams, so dass pro Team 7 Spieler:innen dem rasselnden Ball hinterher jage konnten.  

Die Torhüter durften „nur“ im 5m Raum Bälle halten.  

Im Spiel wurden von den zwei Teams, zwei unterschiedliche Strategien angewandt, den ungewohnt großen Platz zu bespielen. Team „GELB“ versuchte sich mit kurzen Pässen zum gegnerischen Tor durch zu kombinieren. Team „ROT“ versuchte erfolgreich mit tief geschossenen Schnittstellen Pässen den direkten Weg zum Tor zu finden und führte zwischenzeitlich mit 3:1, hatte aber auch einen Blindenfußball Bundesliga Spieler mehr im Team.  

Die, nach der Halbzeit vom Team gewünschte und dann angewandte, Spielregel, dass junge Blindenfußballer:innen nur von jungen Blindenfußballer:innen angegriffen werden können, führte dann zu vermehrten Powerdribblings der jungen Spieler:innen. Natan Werner konnte in der letzten Spielminute, ein langes Dribbling auf die Nordkurve mit einem platzierten Schuss ins lange Eck zum 3:3 Endstand veredeln.  

Die Freude im Gesicht des jungen Torschützen verfestigte sich eine viertel Sekunde nach seinem erfolgreichen Abschluss, durch den unerwartet aufbrandenden Torjubel aus der Nordkurve. Dort bevölkerten mittlerweile die Fußballer der 6. Herren und deren Freunde die Stehplatzränge, um anlässlich ihres 20jährigen Teamjubiläums, gleich nach den Blindenfußballer:innen, den heiligen Rasen bespielen zu können.

Die Welle und Wechselgesänge

Nach dem Abpfiff LaOla und glückliche Gesichter. Sehr bewegend war, selbst genießen zu können, was dem großen Fußball zurzeit noch fehlen muss.

Michael Hain, unser Kameramann, konnte, weil das Spielfeld so groß war, im Spiel mitlaufen und filmen, ohne Kollisionen mit Spieler:innen fürchten  zu müssen.  

Jürgen Schütte bekam von Serdal nach dem Spiel, als Dank, einen, von den Blindenfußballer:innen signierten, Ball für seine Sammlung überreicht.

In unserem Fußball Club St. Pauli dürfen die Blindenfußballer:innen auf dem heiligen Bundesliga Rasen spielen und der Stadionmanager mäht den vor dem Spiel noch extra für Sie.

Sensationell: DANKE!